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Meine Gedanken zu 32 Jahre Deutsche Einheit!

Erstellt am: 2 Oktober, 2022 | 1 Kommentar

Meine politischen Ziele und Erfolge als ehemalige Stadträtin und Landtagsabgeordnete

Vor 32 Jahren war ich 27 Jahre alt, Mutter zweier kleiner Kinder, verheiratet und hatte die Wirrungen der politischen Wende als junge Lehrerin erlebt. Ich engagierte mich 1989/90 in der Initiativgruppe SED/PDS, um die DDR zu verändern. Unser Ziel war es, die DDR zu reformieren gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Ich wollte mein Heimatland verändern, verbessern, damit die berechtigte Forderung „Wir sind das Volk“ Realität wird. Deshalb setzte ich mich für mehr Mitbestimmung und Veränderungen im Bildungssystem ein. Als Vertreterin am Runden Tisch der Volksbildung erlebte ich eine sehr spannende, aber auch hasserfüllte Zeit.

Eine spannende Zeit deshalb, weil durch die politischen Veränderungen neue Gestaltungsräume entstanden. Die meisten Menschen wollten Veränderungen – mehr Freiheit, mehr Demokratie, mehr Mitbestimmung!

Am 6. Mai 1990 fanden die ersten freien Kommunalwahlen statt und ich wurde in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Dieses Ereignis war für mein weiteres Leben sehr prägend.

Warum hasserfüllte Zeit? Weil es viele persönliche Angriffe und Diffamierungen gab. Äußerungen im Lehrerzimmer 1990 wie „Alle Roten müsse man auf dem Marktplatz aufhängen“ gingen an die Psyche, doch Aufgeben wollte ich nicht! Aus heutiger Sicht war das eine gute Entscheidung! Damals Anfang der neunziger Jahre hatte ich schon Existenzangst.

Den Tag der Einheit am 3. Oktober 1990 erlebte ich deshalb mit sehr gemischten Gefühlen. Die DDR wurde beerdigt, Ostdeutschland trat der Bundesrepublik Deutschland bei. Zwei völlig verschiedene Staatssysteme wurden „vereinigt“. Wie soll das funktionieren? Ich vertrat damals wie heute die Auffassung, eine Vereinigung auf Augenhöhe braucht Zeit für gemeinsame Veränderungen. Dies war aber durch den Druck der Demonstranten und konservativer Politiker nicht gewollt.

Durch die schnelle Währungsumstellung ging die Wirtschaft Ostdeutschlands krachen. Die Staatsbetriebe wurden abgewickelt oder an Westunternehmen verschenkt. Ostdeutschland wurde die Wirtschaftskraft und Selbstständigkeit genommen! Bei einer Vereinigung hätte man diesen Prozess gestalten können!

Seit 32 Jahren versuchen wir nun gemeinsam die Vereinigung zu gestalten. Große Veränderungen erlebten die neuen Bundesländer Sachsen, Sachsen- Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg – Vorpommern. Millionen von Menschen verloren ihre Arbeit, erlernten neue Berufe und ein neues Staatssystem. Alle ostdeutschen Familien mussten ihr Leben von gestern auf heute umstellen. Für einige brach eine Welt zusammen. Der neue Staat hat es in 32 Jahren nicht vermocht, die großen sozialen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und Bildung zu lösen.

Deshalb bin ich nach 32 Jahren Deutsche Einheit mit der gesellschaftlichen Entwicklung nicht zu frieden. Die Macht des Geldes und der Wirtschaft prägt Deutschland. Mit Demokratie, also Volksherrschaft, hat dies nichts zu tun. Die Lobby der Banken, Rüstungsindustrie und Wirtschaftsbosse ist um ein Vielfaches größer als die Lobby der Bürgerinnen und Bürger.

Ich bin mit 32 Jahre Deutsche Einheit auch deshalb nicht zufrieden, weil Deutschland sich wieder an Kriegen beteiligt. Die Welt wird nicht durch militärische Einsätze und Waffenlieferungen friedlicher und demokratischer. Gewalt erzeugt immer Gegengewalt, dies trifft auch für das Militär zu! Deshalb muss sich ein wirklich demokratischer Staat für Frieden, Stabilität und Abrüstung weltweit einsetzen!

Die versprochenen „blühenden Landschaften“ gibt es nicht. Sicherlich ist in den letzten 32 Jahren viel Neues gerade in Ostdeutschland entstanden. Durch Milliardeninvestitionen im Straßenbau, in der Stadtsanierung, Infrastruktur und Wirtschaft hat sich Ostdeutschland weiter entwickelt. Die Städte und Gemeinden haben ein modernes Aussehen erhalten.

Prägend für die Weiterentwicklung der Kommunen ist aber ihre Wirtschaftskraft. Die Abwanderung vieler junger gut ausgebildeter Menschen aus dem Osten in den Westen verschärften die wirtschaftlichen und sozialen Probleme. Die Unzufriedenheit, Abhängigkeit und soziale Kluft nimmt in Ostdeutschland wieder zu.

„Auch nach dreißig Jahren Wiedervereinigung ist der Verdienstunterschied zwischen West- und Ostdeutschland deutlich zu sehen. So belegen die alten Bundesländer die Plätze eins bis elf. Die ehemaligen Länder der DDR liegen beim Gehaltsvergleich auf den hinteren Plätzen. Eine Ausnahme bildet die Hauptstadt Berlin. Sie liegt mit einem Durchschnittslohn von 4662 Euro vor NRW und Bremen.“ (Handelsblatt vom 2.10.2022; https://www.handelsblatt.com/unternehmen/durchschnittsgehalt-so-hoch-ist-das-durchschnittseinkommen-in-deutschland/26628226.html)

Eine gemeinsame gesamtstaatliche Lösung muss endlich gefunden werden, damit sich Ostdeutschland nicht weiter zur Seniorenresidenz entwickelt! Die Erfahrungen Ostdeutschlands mit der DDR und politischen Wende sollten nicht belächelt, sondern geschichtlich aufgearbeitet und wertgeschätzt werden. Das Leben in der DDR ist nicht weniger wert als das Leben in der Bundesrepublik Deutschland. Die Rentenungerechtigkeit und geringeren Gehälter müssen endlich der Vergangenheit angehören!

Ich persönlich habe in den vergangenen 32 Jahren viel Positives und Negatives erlebt. Insbesondere meine 30 Jahre ehrenamtliche Arbeit als Stadträtin in der Lessingstadt Kamenz, meine 24 Jahre als Lehrerin in Oßling, Kamenz und Schwepnitz sowie meine 10 Jahre als Landtagsabgeordnete der Linken haben mich und meine Familie stark geprägt. Meine politischen und gesellschaftlichen Ziele basieren auf dem Grundgedanken, dass alle Menschen das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit haben. Krieg, Armut, Ausbeutung, Aufrüstung und Gewalt sollten daher vehement bekämpft werden. Die Welt braucht Frieden, Freiheit, Sicherheit, Nachhaltigkeit, Solidarität und Menschlichkeit!

Marion Junge, ehemalige Landtagsabgeordnete und Stadträtin der Fraktion DIE LINKE

Kommentare

1 Antwort für “Meine Gedanken zu 32 Jahre Deutsche Einheit!”

  1. Gerhard Lilge
    3 Oktober, 2022 um 14:03

    Danke Marion für die Einschätzung.
    Insbesondere der Link zum Handelsblatt beschreibt die Diskrepanz zwischen Ost und
    West. Wenn die „Verteidigungsministerin“
    sagt, wir werden keine Kriegspartei , Deutschland ist es schon ☹️

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